Editorial

Wie verheissungsvoll ist mir noch zu Jahresanfang 2020, als ich noch mit der Fertigstellung des Schumann-Journals 9, das sich vor allem dem vorausgehenden Jubiläumsjahr aus Anlass des 200. Geburtstages von Clara Schumann widmete, zugange war, das direkt anschließende Beethoven-Jubiläumsjahr 2020 erschienen. Auch im Hinblick auf die Bedeutung Beethovens für Robert und Clara Schumann! Bekanntlich begann Clara Schumanns internationaler Starruhm mit der Aufführung von Beethovens „Appassionata“ in Wien, mit der die gerade 18 Jahre alte Clara Wieck, dem Wunderkind-Dasein entwachsen, Furore machte. Beethoven gehörte neben ihrem späteren Mann und den Zeitgenossen Chopin und Mendelssohn zu den von ihr am häufigsten gespielten Komponisten. Robert Schumanns intensiver Beschäftigung mit Beethoven widmet sich in diesem Journal Thomas Synofzik.

Doch bekanntlich verbreitete sich ein neues Virus (Sars-CoV-2) aus der Familie der Corona-Viren seit Jahresanfang 2020 rasend schnell, die WHO erklärte den Ausbruch der nach dem Virus benannten Krankheit CoVid-19 am 12. März 2020 zur Pandemie und die Welt stürzte in ihren ersten Lockdown, der natürlich auch die Schließung aller Kultureinrichtungen nach sich zog. Nichts war wie vorher, und dem heiter-glanzvollen Clara-Schumann-Jubiläumsjahr 2019 folgte ein in vieler Hinsicht düsteres 2020. Zum Opfer fiel der Pandemie auch der im Vier-Jahres-Zyklus immer sehnsüchtig erwartete Internationale Robert-Schumann-Wettbewerb für Musik und Gesang im Zwickau, ebenso alle Schumannfeste, von denen, wenn überhaupt, nur einige wenige Veranstaltungen in den Sommermonaten, oft gegenüber der ursprünglichen Planung modifiziert, stattfinden konnten.

„A SCHUMANN . FV“. Schumann-Porträt von Felix Valloton, Originaler Holzschnitt, bez. C. Grumbach, Leipzig, aus: PAN, April/Mai 1895 (nach S. 24), hg. von der Genossenschaft PAN, vertreten von den geschäftsführenden Vorstandsmitgliedern Otto Julius Bierba

Den Hoffnung machenden Lichtblicken im Sommer – ständig sinkende Ansteckungszahlen nach dem ersten, in vielen Ländern Europas weit in den Mai hineinreichenden Lockdown – verdanken wir, auch in den Schumannstädten, vorsichtige Museumsöffnungen unter Einhaltung strengster Vorsichtsmaßnahmen, und einige wundervolle Veranstaltungen, vor allem im Freien. In Bonn war die Rheinterrasse des Ernst-Moritz-Arndt-Hauses Anfang August Schauplatz eines wirklich wundervollen und im Rückblick fast als zauberhaft zu bezeichnenden Schumann-Forum-Gesprächs mit unserem langjährigen Mitglied Ottavia Maria Maceratini, die natürlich auch zu den Einflüssen der Pandemie auf ihr Leben als Künstlerin Stellung nahm. Und es konnten sogar für die wirklich wundervolle Reihe von ARTE Paris „Stadt Land Kunst“ im Juni 2020 die Dreharbeiten in Leipzig für die von ihm angeregte und von mir schon im Herbst 2019 mit dem Regisseur/Réalisateur Heinz Cadera detailliert besprochene und von ARTE abgesegnete Sendung „Clara Schumanns Leipzig“ stattfinden! Es waren zwei wunderbare heitere Frühsommertage, als wir zusammen in Leipzig drehten, wobei Claar ter Horst und Frances Falling wie ich vor der Kamera standen und Franziska Franke-Kern das Drehen an sonst verschlossenen Orten ermöglichte. Dieses Leipziger Sommermärchen wurde Anfang Januar durch ARTE ausgestrahlt und war gleichzeitig der sehr erfolgreiche Auftakt der neu konzipierten ARTE-Reihe „Invitation au voyage“ / „Stadt Land Kunst“.

Natürlich erschienen trotz allem auch 2020 sehr bemerkenswerte und Ihnen in Auswahl im Schumann-Journal vorgestellte Aufnahmen und Bücher, wobei insbesondere die Schumann-Briefedition wieder erfreulich Fahrt aufnahm, als die versprochenen Stiftungsmittel für den Druck wieder flossen.

Und mit Zhang Cheng, Preisträger im Fach Klavier des Internationalen Robert-Schumann-Wettbewerbs für Klavier und Gesang Zwickau 2016, der seine Debut-CD Robert Schumann widmete, gewannen wir auch den ersten chinesischen Pianisten für unser Schumann-Forum, dem board of artists des Schumann-Netzwerks.

Ingrid Bodsch & Irmgard Knechtges-Obrecht

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